Rezension für den Falter 30/2021: https://shop.falter.at/detail/9783957579546/leben-im-dativ
Das menschliche Leben stehe in der Mehrdeutigkeit des Dativs, meint Hannes Böhringer. „Wir handeln, und uns widerfährt etwas. Wir machen etwas, und es geht uns daneben. Oder es geht so.“ Grammatik und Philosophie, Umstandswort und Umständlichkeit, das Aufräumen der Wohnung und die Schönheit des Kosmos – alles berührt und durchdringt sich in den Essays des Philosophen.
Etymologie, Mehrdeutigkeiten und Assoziationen verführen Böhringer von scheinbar einfachen Fragen wie „Was ist dieses Es überhaupt?“ zum einen oder anderen Parforceritt durch die Philosophiegeschichte, von Seneca bis Nietzsche. Bei Zwischenlandungen auf schrägen Ebenen dient ihm die Sprache als Geländer, das Halt gibt, um die Gedanken gleiten zu lassen. Keine leichte Lektüre, aber voll mit lohnenden Erkenntnissen, wie etwa: „Man kann der Sprache nicht misstrauen, ohne sich letztendlich doch wieder auf sie zu verlassen.“
Georg Renöckl in Falter 30/2021 vom 30.07.2021 (S. 30)