Jean Rolin, Reportage und Romankomposition

Moderation und Diskussion in der Alten Schmiede: Ein Abend mit Jean Rolin.

18.10.11: Jean Rolin, Reportage und Romankomposition

REPORTAGE UND ROMANKOMPOSITION: MODELLE UND VARIANTEN: JEAN ROLIN – zweisprachige Lesung aus „Boulevard Ney“ (Berlin Verlag 2007, deutsch von Holger Fock) und aus „Un chien mort après lui“ (2009, deutsch 2012).
In Zusammenarbeit mit der Alten Schmiede Kunstverein Wien.

Zusammenfassung von „Boulevard Ney“
Michel Ney, auch „Tapferster der Tapferen“ genannt, war die schillerndste Figur unter Napoleons Marschällen. Er entschied Schlachten durch persönlichen Heldenmut für die Grande Armée, andere verlor er durch katastrophale Fehlentscheidungen. Ney verriet zuerst den Kaiser, dann den König und wurde schließlich standrechtlich erschossen. Ein seltsames Stück Paris trägt heute seinen Namen: Ein Teil jenes Boulevards, der innerhalb der Ringautobahn „Périphérique“ die Stadt umkreist. Bevölkert wird der Boulevard Ney von Prostituierten, Kleinkriminellen und allerlei kuriosen Gestalten. Der langjährige Kriegsreporter Jean Rolin mietete dort um die Jahrtausendwende für mehrere Monate ein Hotelzimmer. Mit Akribie, Einfühlungsvermögen und Sinn für das bedeutungsvolle, Außenstehenden aber unverständliche Detail beobachtet er das No Man’s Land und seine Bewohner. Seine Notizen aus der Zone zwischen Paris und der Banlieue erreichen stellenweise die Qualität von Prosagedichten. Sie mischen sich mit einem sensiblen, sehr persönlichen Porträt des untreuen Marschalls und laden zu einer faszinierenden Reise in eine turbulente Vergangenheit und eine verstörende Gegenwart. (Georg Renöckl)

JPEG

Jean Rolin, *1949 in Boulogne-Billancourt/ Frankreich. Schriftsteller und Journalist. Mit seinem Bruder Olivier, später ebenfalls Schriftsteller, engagierte er sich 1968 bei den Maoisten. Er berichtete 25 Jahre lang aus den Krisengebieten der Welt, aus dem belagerten Beirut ebenso wie von den Bürgerkriegen in Afrika oder im ehemaligen Jugoslawien, und publizierte u.a. in den französischen Tageszeitungen Libération und Le Figaro. Essays, Romane, Chroniken, Reportagen und Erzählungen, in denen er seine Motive bevorzugt auf Reisen entwickelt, er berichtet von Randgängern, Verschwundenen, Vergessenen, versunkenen Lebenswelten und Grenzerfahrungen, etwa in Sarajevo, Palästina, in Pariser Randbezirken und Vororten. Mehrere journalistische und literarische Auszeichnungen, darunter Prix Médicis, 1996.

Moderation: Georg Renöckl
Dolmetsch: Margret Millischer
Auf Französisch und Deutsch
Freier Eintritt

Dienstag, 18. Oktober 2011 um 19 Uhr
Alte Schmiede
Literarisches Quartier
Schönlaterngasse 9
1010 Wien

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.