Wladimir Putin hatte gute Gründe, die Menschenrechtsorganisation Memorial loswerden zu wollen. Deren Projekt, den Opfern der Diktatur in der Sowjetunion ihre Geschichten zurückzugeben, stand schließlich der von ihm betriebenen Rehabilitierung Stalins im Weg. Die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation arbeitet auch nach ihrem Hinauswurf aus Putins Russland beharrlich weiter daran, die Geschichten der in den historischen und den modernen Gulags Verschwundenen zu erzählen. Ein Sammelband mit Aufsätzen über die Arbeit von „Memorial“ beleuchtet diese Arbeit aus verschiedenen Perspektiven. Was dabei offensichtlich wird, ist die Verlogenheit all derer, die Schlussstriche unter die Aufarbeitung der Geschichte ziehen wollen. Schließlich kann nur, wer die Vergangenheit kennt, unbeschwert nach vorne schauen. Oder, wie Aleida Assmann in ihrem Beitrag zum Memorial-Sammelband schreibt: „Die Zukunft beginnt mit dem Erinnern“.
Hier geht es zu meiner Besprechung für Ö1/Kontext.