Interessante Überschrift, finde ich (ist nicht von mir) – hier gehts zum NZZ-Artikel vom 24. 01. 2012
öck. ⋅ Als «letzte höfliche Geste des sich verabschiedenden Bewusstseins» zieht diese Geschichte vor dem geistigen Auge eines Mannes vorüber, der gerade kopfüber von einem Gebäude stürzt. Doch auch wenn der Ich-Erzähler nicht ausgerutscht wäre, hätte es kein Happy End gegeben: Mit seiner auf einem Flughafen plötzlich aufflammenden Leidenschaft für eine asylsuchende Tschetschenin hat sich der Schweizer Nuklearingenieur Georges vom Pokk auf ein Abenteuer eingelassen, dem er nicht gewachsen ist. Der Autor von «Sturz ins Blaue», Daniel de Roulet, ist es leider auch nicht: Er versteht es zwar, Spannung aufzubauen (werden die beiden beim ersten Sex im Flughafen-Gebetsraum ertappt oder nicht?), mit metaphorischen Zaunpfählen zu winken und einige Manierismen zu pflegen. Warum aber eine Tschetschenin ausgerechnet nach Japan abgeschoben oder ein Schweizer Staatsbürger, der gegen Quarantänebestimmungen verstösst, mit einer Nacht in Ausschaffungshaft bestraft wird, bleibt völlig unklar. Nicht nur das Bewusstsein des Erzählers, auch die Glaubwürdigkeit der Handlung verabschiedet sich hier gleich zu Beginn.
Daniel de Roulet: Sturz ins Blaue. Roman. Aus dem Französischen von Maria Hoffmann-Dartevelle. Limmat-Verlag, Zürich 2011.152 S., Fr. 34.–.