Es gibt Gegenstände, die „liegen gut in der Hand“. Sie wurden von jemandem gemacht, der genau weiß, was er warum tut. Ein ähnliches Gefühl hat sich bei mir beim Lesen des Romans „Die eine Art zu sein“ von Peter Landerl eingestellt: In diesem Text ist jedes Wort am richtigen Platz. Der Text ist von einer Stimmigkeit, die einen das Buch nicht mehr weglegen lässt, obwohl es von außen betrachtet keine sonderlich spannende Geschichte erzählt: Ein Mann kehrt nach dem Tod seiner Freundin aus Wien zurück nach Oberösterreich, in einen geerbten Vierkanthof, und versucht dort, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er hält seine Erlebnisse in seinem Tagebuch fest. Wie sich der Ich-Erzähler zuerst das alte Haus vertraut machen muss, wie er im Ort auf Misstrauen stößt, das Land durchwandert und beobachtet, immer wieder von Erinnerungen und Melodien überwältigt wird und langsam aber sicher an diesem Leben scheitert – das liest sich ungemein packend. Der Roman ist auf eine herbe Weise sinnlich und nebenher eine Fundgrube an langsam verlorengehenden Wörtern. Wann hat man das letzte Mal gelesen, dass jemand Erdäpfel „klaubt“? Eine Liebeserklärung an Land und Leute ist der Text dennoch nicht: „Das Alpenvorland ist keine Landschaft von heroischer, majestätischer Schönheit, weder elegant noch mild, es ist nicht lieblich, viel Ackerland und dunkle Nadelwälder gibt es, nasse Feldwege, leichengraue Wolkenberge und einen beständigen Westwind. Die Pflanzen brechen durch im Mai, der Sommer ist schwülheiß und kurz, der Herbst nass und lang, der Winter launisch und unbeständig, der Frühling schwachbrüstig. Die Häuser sind neu, es ist zu viel Geld da, die unruhige Tätigkeit der Leute und ihr Fleiß lassen das Land nicht zur Ruhe kommen. Ständig wird geputzt, geschnitten, gestrichen, erneuert, ersetzt, erweitert.“ Ein unspektakuläres, auf seine Weise wunderschönes Buch.
Peter Landerl: Die eine Art zu sein. Innsbruck: Laurin 2012